Lange Nacht der Familien

Bereits zum zweiten Mal hat der Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern e.V. an der Langen Nacht der Familien teilgenommen. 2011 luden wir zu „Lacht mal beim Nachtmahl“ ein (-> Erlebnisbericht Familiennacht 2011 - pdf).
Am 5. Mai 2012 luden wir Berliner Familien zu "Eine kleine Nachtmusik" ein. 
 

Familiennacht 2012: So war die kleine Nachtmusik

Zur langen „Nacht der Familien“, am 5. Mai 2012, hatte der Arbeits­kreis zur Förderung von Pflegekindern in die Orangerie der ZIK gGmbH geladen. Nach dem großen Erfolg von „Lacht mal beim Nachtmahl“ im Jahr 2011 lautete das Motto diesmal: „Eine kleine Nachtmusik“. Ein Gewinn von 1000 Euro beim Wettbewerb um die beliebtesten Vereine, ausgeschrieben von der ING DiBa, sicherte die Finanzierung.

Unter einer „kleinen Nachtmusik“ stellt man sich gewöhnlich eine romantische, wohltemperierte Musikdarbietung in Kammerkonzert­besetzung vor. Wer jedoch mit dieser Vorstellung in die Orangerie eilte, musste sich eines Besseren belehren lassen.

Während sich im Hintergrund der Chor einsang, hämmerte und klopfte, rasselte und schepperte es aus allen Ecken. Doch hier stan­den nicht etwa „Einstürzende Neubauten“ vor dem Mikro, sondern „Fosterfamily & Friends“, Deutschlands erster Charity-Gospelchor, der sich für Pflegekinder einsetzt und in dem auch Pflegeeltern und Pflegekinder zusammen musizieren.

Es sollte ein singendes, klingendes Fest werden. Die Gäste sollten nicht nur zuhören, sondern auch selber mitsingen und mit­musi­zie­ren. Am Ende der Veranstaltung würde jeder Teilnehmer den Be­weis seiner musikalischen Darbietung auf einer CD nach Hause tra­gen können. Da lag es nahe, dass auch gleich die pas­senden In­strumente zum selber bauen angeboten wurden.

Die Auswahl zwischen Rasseln, Regenstöcken und Shakern fiel den Kindern nicht schwer. Sie arbeiteten einfach alle Angebote nachei­nander ab. Besonders die Mädchen griffen sich sofort die – nicht ganz leichten – Hämmer und schlugen Nägel in die großen Papp­rollen als seien sie gelernte Zimmermannsleute. Und so sah man manchen Vater, der ein wenig wehmütig guckte, weil niemand sei­ner Hilfe bedurfte und er doch auch gerne ein wenig gehämmert hätte. Dafür wunderten sich Mütter, wieso ihr Kind, das nach 10 Mi­nuten Aufräumen total fertig in der Ecke sitzt, klaglos 50 (in Worten fünfzig) Nägel einschlagen und hinterher noch flink eine Rassel aus Kronkorken auf Draht ziehen konnte. Ein kleiner Junge im Rollstuhl ließ es sich nicht nehmen, alle Nägel eigenhändig einzuschlagen, bedächtig die richtige Füllung (Granulat für leichten Sommerregen) und Verkleidung (rotes Seidenpapier) für sein Instrument auszusu­chen und dann höchst zufrieden mit seinem Regenstock von dannen zu ziehen.

Ruhe war nur geboten, wenn der Chorleiter Matthias Schubert die Seinen um sich geschart hatte und kraftvolle Gospels zu Gehör brachte. Den Chormitgliedern von „Fosterfamily &Friends“ gelang  es von Anfang an, den Spaß und die Freude mit der sie auf der Bühne agierten ins Publikum zu transportieren. So brauchte der Chorleiter auch nicht lange um Verstärkung zu bitten. Bald stand ein Grüppchen junger Musikanten neben dem Chor auf der Bühne. Spätestens beim „Gospeltrain“ gab es kein Halten mehr und alle wollten einsteigen. Die Erwachsenen waren leider nicht ganz so mu­tig („Aber ich kann doch nicht singen.“) und verlegten sich lieber aufs rhythmische Mitklatschen. Da die meisten Lieder in englischer Spra­che gesungen wurden, übersetzte Matthias Schubert den Text jedes Songs für die Kinder. Besonders treffend war die Erklärung, dass „You are my Sunshine“ eine Liebeserklärung der Eltern und Pflege­eltern an ihre Kinder ist.

Ein Dank gilt aber auch dem Küchenteam der Orangerie, das für alle Teilnehmer der „Nachtmusik“ ein hervorragendes Buffet gezaubert hatte. Alle griffen beherzt zu. Besonders die liebevoll dekorierten Desserts ließen die Herzen von Großen und Kleinen (und leider auch die Zeiger der Badezimmerwaagen) gleichermaßen hüpfen.

Um ein wenig frische Luft zu schnappen stand ich gegen Ende der Veranstaltung kurz vor der Tür und genoss es, in der Dämmerung zu stehen und „He`s got the whole world“ zu lauschen. Ein Punkerpärchen mit viel Metall im Gesicht eilte durch den Niesel­regen. Sie zu ihm: „Guck mal, da drinnen singen sie!“ Er: „Klingt echt jut.“ Dann waren sie verschwunden.

Ich ging zurück in den Saal und sah wie alle – auch die Erwachse­nen – mit viel Spaß und Stimme „Halt das Känguru fest Boy“ schmetterten. Singen macht glücklich!

Edda Gerstner

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